Die Stimme einatmen? Häh?

“Inhalare la voce” (gebräuchliche Fehlschreibweise, eigentlich “inalare la voce”, “Die Stimme einatmen”) ist eine subjektiv empfundene Beschreibung von extrem geringem Luftverbrauch beim Singen,
kombiniert mit extremer Kehlweite.

Da der Körper vor allem beim Ausatmen Sauerstoff aufnimmt, bekommt der Sänger den subjektiven Eindruck, dass er einatmet, obwohl er in Wirklichkeit natürlich ausatmet. Beim Einatmen zu sprechen ist mit “Inhalare la voce” nicht gemeint! 😉

Stimme pur

Der “Inhalare-la-voce-Sound” besteht “nur aus Stimme”. Es gibt keine wilde Luft, kein Rascheln, kein Rauschen, dafür sehr viele Obertöne und einen sehr reinen Klang.

Ausschließlich angewendet empfinde ich persönlich ihn aber als langweilig. Auch in der Klassik braucht es ab und zu luftige Töne, in Pop und Rock sowieso.

In Folge des ökonomischen Luftverbrauchs kann man auf einem Atem sehr lang singen, ohne neu einatmen zu müssen.

Der “Inhalare-la-voce-Sound” ist gesund

Die Ränder der Stimmlippen arbeiten ohne Druck und massieren sich gegenseitig im mikroskopischen Bereich. So wird man nicht nur nicht heiser, man kann sogar eventuelle Schädigungen der Schleimhaut “weg massieren”. Das kann natürlich nur dann funktionieren, wenn man es kann und weiß, was man tut.

Und wie bekomme ich das hin?

Die Kehle steht tief, wie beim Gähnen, Stöhnen oder Seufzen, aber ohne aktive Fixierung. Deshalb ist “Inhalare la voce” ein absolut natürlicher Vorgang.

Sobald ich mit Kraft oder Druck arbeite und damit die Lockerheit verliere, kann ich “Inhalare la voce” nicht mehr betreiben.

Wie sieht es in Pop, Jazz und Rock aus?

Beim Pop-, Jazz- oder Rockgesang spielt “Inhalare la voce” nach meiner Erfahrung keine große Rolle, da der korrespondierende “Sound” hier nur selten benutzt wird und oft auch nicht “gefällt”, weil er gegen die Hörgewohnheit der meisten Pop- oder Rockfans geht. Er klingt zu wenig “von der Strasse”, bzw. zu wenig persönlich.

Wenn das aber für die bisherige Pop-, Jazz- oder Rockmusik gilt, heißt das ja noch lange nicht, dass es auch so bleiben muss. Vielleicht gelingt es ja gerade Dir, diesen gesunden Klang in den betreffenden Stil-Richtungen zu etablieren!

“Inhalare la voce” betrifft auch eher höhere und lautere Töne. Beim “Mikrofon-Gesang” in tieferer und mittlerer Stimmlage kommt er – wenn überhaupt – kaum zum Tragen.

Fazit

Inhalare la voce ist gesund, physikalisch hoch effektiv und die Basis für guten Operngesang. Stell Dir also täglich die Frage: Heute schon inhaliert? 😉